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Aktuelle Einblicke in die Welt der erneuerbaren Energien

Energiespeicherung: Der Schlüssel zur Energiewende

2. Juni 2023 | Von: Dr. Markus Weber | Kategorie: Technologie

Die Energiewende stellt einen der wichtigsten Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels dar. Während erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind immer mehr an Bedeutung gewinnen, wird ein entscheidender Aspekt oft übersehen: die Speicherung der Energie. Da Wind- und Solarenergie naturgemäß schwankend verfügbar sind, sind effiziente Speicherlösungen der Schlüssel, um diese unregelmäßige Energieversorgung mit dem konstanten Bedarf in Einklang zu bringen.

Moderne Energiespeicherlösungen verbinden fluktuierende erneuerbare Energiequellen mit konstantem Energiebedarf

Die Herausforderung der Energiespeicherung

Die Natur erneuerbarer Energiequellen bringt einige Herausforderungen mit sich:

  • Solarenergie wird hauptsächlich tagsüber erzeugt, während der Energieverbrauch oft abends am höchsten ist.
  • Windkraft ist abhängig von den Wetterbedingungen und variiert stark in ihrer Leistungsabgabe.
  • Saisonale Schwankungen: Im Winter ist der Energiebedarf in der Schweiz höher, während die Solarenergieerzeugung niedriger ist.

Um diese Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch zu überbrücken, sind effiziente Speicherlösungen unerlässlich. Sie ermöglichen es, überschüssige Energie zu speichern, wenn sie verfügbar ist, und sie freizusetzen, wenn sie benötigt wird.

Aktuelle Technologien der Energiespeicherung

In den letzten Jahren haben sich verschiedene Technologien zur Energiespeicherung entwickelt, die jeweils ihre eigenen Stärken und Anwendungsbereiche haben:

1. Batteriespeicher

Lithium-Ionen-Batterien sind derzeit die dominierende Technologie für kurzfristige Energiespeicherung. Sie zeichnen sich durch hohe Energiedichte, schnelle Reaktionszeiten und fallende Kosten aus. In der Schweiz werden sie zunehmend in Privathaushalten eingesetzt, um selbst erzeugten Solarstrom für den Eigenverbrauch zu optimieren.

Jahre Kosten (CHF/kWh) 2010 2015 2020 2025 2030 Kosten Effizienz
Entwicklung der Kosten und Effizienz von Batteriespeichern (2010-2030 Prognose)

Neue Entwicklungen im Bereich der Festkörperbatterien versprechen noch höhere Energiedichten, längere Lebensdauern und verbesserte Sicherheit. Diese könnten in den nächsten Jahren die Lithium-Ionen-Technologie ergänzen oder teilweise ersetzen.

2. Pumpspeicherwerke

Die Schweiz verfügt dank ihrer Topographie über ideale Bedingungen für Pumpspeicherwerke, die bereits seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Energiespeicherung spielen. Bei Stromüberschuss wird Wasser in höher gelegene Reservoirs gepumpt und bei Bedarf wieder zur Stromerzeugung genutzt. Dies bleibt eine der effizientesten Methoden für die großskalige, langfristige Energiespeicherung.

Mit einem Wirkungsgrad von 70-85% sind Pumpspeicherwerke eine bewährte Technologie, die besonders für die saisonale Speicherung im alpinen Raum geeignet ist.

3. Power-to-Gas

Bei der Power-to-Gas-Technologie wird überschüssiger Strom zur Produktion von Wasserstoff oder Methan verwendet. Diese Gase können gespeichert und später wieder verstromt oder direkt als Brennstoff verwendet werden. Diese Technologie ist besonders für die langfristige, saisonale Speicherung interessant und kann die bestehende Gasinfrastruktur nutzen.

In der Schweiz gibt es bereits erste Pilotprojekte, die diese vielversprechende Technologie testen. So kann überschüssiger Sommerstrom in Form von Gas gespeichert und im Winter genutzt werden.

4. Schwungradspeicher

Schwungradspeicher nutzen die Rotationsenergie einer schnell drehenden Masse zur Energiespeicherung. Sie eignen sich besonders für kurzfristige Anwendungen, bei denen große Leistungen schnell abgerufen werden müssen, wie etwa zur Netzstabilisierung.

5. Thermische Speicher

Bei thermischen Speichern wird Energie in Form von Wärme gespeichert, beispielsweise in Salzschmelzen oder unterirdischen Speichern. Diese Technologie ist besonders für die Kombination von Strom- und Wärmeerzeugung interessant und kann in Fernwärmenetzen integriert werden.

Dezentrale Speicherlösungen für die Schweiz

Ein vielversprechender Ansatz für die Schweiz ist die Kombination aus zentralen Großspeichern (wie Pumpspeicherwerken) und dezentralen Kleinanlagen (wie Hausbatterien). Dabei können Privathaushalte und Unternehmen mit eigenen Solaranlagen und Batteriespeichern zu Prosumenten werden – sie produzieren und konsumieren ihre eigene Energie.

Diese Prosumenten-Netzwerke bieten mehrere Vorteile:

  • Erhöhung des Eigenverbrauchsanteils von Solarstrom
  • Entlastung der Stromnetze bei Verbrauchsspitzen
  • Mögliche Teilnahme an Regelenergiemärkten durch Bündelung mehrerer Speicher (Virtual Power Plants)
  • Höhere Resilienz gegen Stromausfälle

Herausforderungen und Lösungsansätze

Trotz vielversprechender Entwicklungen gibt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen:

Kosten

Die Kosten für Batteriespeicher sind in den letzten Jahren deutlich gesunken, liegen aber immer noch auf einem Niveau, das nicht für alle wirtschaftlich attraktiv ist. Hier können staatliche Förderprogramme und Skaleneffekte durch steigende Produktionszahlen helfen.

Umweltauswirkungen

Die Herstellung von Batterien erfordert Rohstoffe wie Lithium und Kobalt, deren Abbau ökologische und soziale Probleme verursachen kann. Die Entwicklung nachhaltigerer Batterietechnologien und effizientere Recyclingverfahren sind daher wichtig.

Regulatorische Rahmenbedingungen

Die regulatorischen Rahmenbedingungen müssen weiterentwickelt werden, um Anreize für Investitionen in Speichertechnologien zu schaffen. Dies umfasst beispielsweise die Tarifstruktur, Netzentgelte und die Anerkennung von Speichern als eigenständige Komponente im Energiesystem.

Fazit: Energiespeicherung als Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende

Energiespeicherung ist nicht nur ein technologisches Randthema, sondern ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende. Sie ermöglicht die Integration hoher Anteile erneuerbarer Energien ins Stromnetz und trägt zur Versorgungssicherheit bei.

Für die Schweiz bietet sich die Chance, ihre traditionellen Stärken im Bereich der Wasserkraft und Pumpspeicherung mit innovativen neuen Technologien zu kombinieren. Durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung, kluge Förderpolitik und die Schaffung geeigneter regulatorischer Rahmenbedingungen kann die Schweiz eine führende Rolle bei der Energiespeicherung einnehmen und damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung der Zukunft leisten.

Mit den richtigen Speicherlösungen wird die Vision einer zuverlässigen, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien Realität – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft.

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